Fazit eines verhinderten Vortrags von Hartmut Krauss

krauss

Am 27.Mai 2009 sollte der Osnabrücker Sozialwissenschaftler und Publizist Hartmut Krauss auf Einladung des ASTA der Bochumer Ruhr-Universität einen Vortrag zum Thema „Islamismus als religiöser Totalitarismus“ halten. Die BÜRGERBEWEGUNG PAX EUROPA warb für diese Veranstaltung auf ihrer Homepage. Auf massiven Druck islamophiler, reaktionärer Kräfte innerhalb des ASTA sowie der altstalinistischen DKP, die angedroht haben, die Veranstaltung gewaltsam zu unterbinden, knickte der Veranstalter ein und sagte den Vortrag ab. Von Hartmut Krauss erhielten wir dazu folgende Stellungnahme:

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Nachdem der ASTA der Ruhruniversität Bochum nun durch einen Sprecher gegenüber der Presse wahrheitswidrig behauptet hat, ich selbst habe den für den 27. Mai 2009 geplanten Vortrag abgesagt, möchte ich der interessierten Teilöffentlichkeit immerhin noch das Fazit meines Referates mitteilen und damit dokumentieren, was hier durch stalinistische und mccarthyistische Erpresser an dieser „Roten-Ruhr-Universität“ verhindert werden sollte:

„Im Zentrum der islamistischen Bewegung steht demnach nicht etwa die Bekämpfung des westlichen Kapitals, sondern der militante Hass auf die kulturelle Moderne bzw. das, was noch von ihr übrig geblieben ist: Trennung von Staat und Religion, Menschenrechte, demokratische Freiheiten, Gleichberechtigung von Männern und Frauen, Gläubigen und Ungläubigen, das Recht auf Kritik des Religiösen in Wort, Bild und Ton etc. Was die Islamisten und überhaupt alle streng Religiösen in Rage versetzt, ist die realhistorische Erfahrung einer Kultur, die aus einer antifeudal-religionskritischen Bewegung hervorgegangen ist und die ihre praktisch-kritische siegreiche Energie letztendlich aus der geistigen Aufsprengung des theozentrischen Weltbildes bzw. der Entgöttlichung des Mensch-Welt-Bezuges bezogen hat. Stellvertretend für die verhasste Kultur der Ungläubigen rief der Mörder Theo van Goghs nach der seiner Tat einem Passanten zu „Da seht ihr, was euch erwartet“. Ihre staatsislamistische Fundierung und Einbettung erhalten diese Taten etwa durch die folgende Fatwa Khomeinis:

„Mitleid mit den Feinden des Islams ist Naivität. Die Entschlossenheit des Islams gegenüber den Feinden Gottes gehört zu den unverrückbaren Prinzipien der islamischen Ordnung. Ich hoffe, dass dies – begleitet vom revolutionären Zorn und Hass auf die Feinde des Islams – den Gefallen Gottes, des Erhabenen, findet“ (zit. n. Schirra 2006, S. 168).

Aus der Perspektive einer herrschaftskritisch-emanzipatorischen Philosophie und Gesellschaftswissenschaft würde ich sagen: Bereits schon in Gestalt des orthodox-konservativen Gesetzesislam tritt uns eine wirkungsmächtige fremdkulturell entstandene (außereuropäische/nichtwestliche) Form eines expansiven

Irrationalismus entgegen, die legitimationsideologisch auf die Verteidigung bzw. Wiederherstellung vormoderner Herrschaftsverhältnisse abzielt. Wir haben es hier unter veränderten historischen Rahmenbedingungen mit einer externen Neuauflage der ‚Zerstörung der Vernunft‘ zu tun.

Es gibt durchaus eine auf ein totalitäres Resultat hinauslaufende Konvergenz zwischen der irrationalistisch-lebensphilosophischen und der irrationalistisch-islamischen Zerstörung der Vernunft: Militante Bekämpfung der Vernunft im Namen des Mythos hier, Djihad gegen die säkulare Lebensordnung dort.

Faschismus und Islamismus geht es schließlich um die Liquidierung der kulturellen Moderne (als antifeudal-revolutionäres Kulturerbe) und um die dazu passende Heranzüchtung einer brutal-militanten Subjektivität (Frontkämpfer, Djihadist): „der Faschismus will den Typus eines durch nichts gehemmten, vor nichts zurückschreckenden brutalen Landsknechts hochzüchten“ (Lukács Bd II, S.202). Der Islamismus zielt ab auf den hingebungsvollen Gottesknecht, der über Berge von Leichen ins Paradies einzieht. In beiden Fällen geht es um den „heldische(n) Mensch der Ehre, der sich jedem Befehl stellt“ (ebd.S.207unt.). Der Befehl geht vom „Führer“ bzw. einem charismatischen Gottmenschen (Propheten) aus. Auch der nationalsozialistische Führer steht im Zeichen des Religiösen: „Was der Führer, was die nationalsozialistische Bewegung will“, so Lukács, „ ist eben eine religiöse Offenbarung. Krieck verficht mit großer Energie, dass eine solche auch heute möglich sei. ‚Gott spricht aber unmittelbar in uns im völkischen Aufbruch‘ (ebenda, S.208ob).

Der Reinrassigkeit als totalitärem Druckmittel im faschistischen Terrorstaat entspricht die

Rechtgläubigkeit als totalitärem Druckmittel im gottesherrschaftlichen Terrorstaat. In beiden Fällen maßt sich der totalitäre Terrorstaat das Recht an, in sämtliche Lebensäußerungen des Individuums nach Belieben einzugreifen. Die persönlichen Rechtsgarantien, die vormals von der bürgerlich-antifeudalen Bewegung erkämpft worden waren, vernichtete der faschistische Terrorstaat (Rosenberg: Recht ist das, was arische Männer für Recht befinden), während der islamistische Terrorstaat direkt an der grundlegende Gottesknechtschaftslehre des orthodoxen Gesetzesislam anknüpfen kann. In seiner Selbstsicht betrachtet sich der faschistische Terrorstaat als „auf deutscher Sittlichkeit beruhender Weltanschauungsstaat“(ebd., S.184unt), während sich der islamistische Terrorstaat als auf gottesherrschaftlicher Sittlichkeit beruhender religiöser Ordnungsstaat inszeniert. Der faschistische Führer ist der Vollstrecker des auf Rassenreinheit bedachten völkischen Gesamtwillens, der islamische Imam ist der Überwacher und Vollstrecker des göttlichen Willens gegenüber seinen knechtschaftlichen menschlichen Geschöpfen. Wenn Lukács schreibt (S.186), dass die ‚germanische Demokratie‘ den widerwärtigen Typus eines Menschenschlages (erzieht), der grenzenlos servil nach oben, ebenso grenzenlos grausam tyrannisch nach unten ist, so gilt das Eins zu Eins auch für die islamistische Diktatur. Wie in allen totalitären Diktaturen werden die Menschen in beiden Fällen vor die Wahl gestellt, entweder korrupte Henker oder Objekte der Tortur zu sein. Es sollte deshalb nicht schwer fallen, auch im Falle des neuen islamistischen Totalitarismus gemäß der bekannten Maxime zu handeln: „Wehret den Anfängen“.

Hartmut Krauss (Osnabrück, 29.05.2009)

Der nicht gehaltene Vortrag steht hier als download bereit. Und hier ist noch die Stellungnahme von Hartmut Krauss zum veröffentlichten Hetzschreiben der DKP Bochum.

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5 Antworten zu Fazit eines verhinderten Vortrags von Hartmut Krauss

  1. Eckhardt Kiwitt schreibt:

    Danke für das Engagement von Hartmut Krauss und seinen überzeugenden Text.

    Auf einen kleinen Fehler möchte ich jedoch hinweisen, der leider vielen Leuten unterläuft :

    Faschismus und Nationalsozialismus sind nicht das gleiche, sondern zwei völlig konträre Ideologien, wie Sebastian Haffner in seinem Buch „Anmerkungen zu Hitler“ eindrucksvoll darlegt und erläutert.

    Der Faschismus steht für einen Ständestaat nach mittelalterlichem Vorbild, wie wir ihn als Gesellschaftsmodell mit pyramidalem Aufbau noch heute im hinduistischen Kastensystem vorfinden, während der Nationalsozialismus — nomen est omen — die nationale / nationalistische Variante des Sozialismus ist, mit der „gleichberechtigten“ Masse des Volkes als breiter Basis und einer relativ kleinen Herrscherclique an der Spitze, also des genauen Gegenteils eines Ständestaates.

    Die begriffliche Gleichsetzung von Faschismus und Nationalsozialismus — bzw. diese Begriffs-Verwirrung — wurde möglicherweise von Links-Sozialisten initiiert und durchgesetzt, denen es wohl ein Graus ist, zugeben zu müssen, dass der Gröfaz Adolf Hitler ebenfalls ein bekennender Sozialist war — und dass er folglich eine SOZIALISTISCHE Arbeiterpartei, die NSDAP, gegründet hat !

    Wäre der Sozialist Adolf Hitler ein Faschist gewesen, hätte er statt der „National Sozialistischen Deutschen Arbeiter Partei“ NSDAP logischerweise irgend eine „faschistische“ Partei gründen und diese auch so benennen müssen.

    Hat er aber nicht !
    Weil er Sozialist war.

    Eckhardt Kiwitt, Freising

    http://islamprinzip.wordpress.com/about

  2. Pingback: Linker Obskurantismus « Nachrichtenbrief

  3. Prof.Erhard schreibt:

    Der historische Faschismus orientiert sich außerdem am antiken römischen Pfeilbündlertum, also auch an imperialen antiken Traditionen eines Ständestaates mit Sklaverei – wohingegen nationale und internationale Sozialisten als prägendstes ideologisches Element nicht dem Ständestaat, sondern der Utopie der Säuberung durch staatlich organisiertes Morden anhängen.

  4. Sehr geehrter Herr Krauss, Ihre Beiträge zur Islamfrage sind beeindruckend. Ich bedauere, diese bisher nicht gekannt zu haben. Ihre Grundeinsichten, die ja durchaus kantianisch sind, teile ich. Ich bin, wie Sie sicher bei der Lektüre meiner Schrift zu den Grenzen der Religionsfreiheit am Beispiel des Isalm bemerkt haben, neu in dieser Materie, habe aber versucht, mich gewissenhaft zu informieren. Mir ging und geht es um die Korrektur der freiheits-und damit republik- und staatswidrigen Dogmatik zur vermeintlichen Religionsfreiheit, die antiaufklärerisch ist. Das ist für unsere Kultur untragbar, ganz gleich, um welche Religion es geht. Keine hat ein Grundrecht zur Politik für sich. Sie haben das in Ihrem Hinergrundaufsatz klar herausgestellt. Freilich ist die geforderte Sittlichkeit freien Handelns für jeden Menschen eine hehre Herausforderung, zumal für religiöse Menschen. Der Säkularismus ist ein Fundament Europas und Deutschlands. Die Schulfrage ist schwierig. Ich gehe vom gleichen Ausgangspunkt aus wie Sie, habe aber den kulturellen Aspekt eingebracht, vielleicht zu stark.
    Beste Grüße
    Karl Albrecht Schachtschneider

  5. Eckhardt Kiwitt schreibt:

    Ergänzung zu meinem Kommentar vom 29. Mai 2009 um 19:02 :

    Hitler war einerseits zwar Sozialist, andererseits und zuförderst aber auch Nationalist — und damit, wie alle Nationalisten, weit rechts, ja sogar ein Rechtsextremist.

    Eckhardt Kiwitt, Freising

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